Ausbildung - Fortbildung


April 2001

Von Nike Town bis zum World Trade Center -
New Yorker Sportfachhandel zeigt viele Facetten

INTERSPORT-Fachhändler studierten gut zu Fuß
vor Ort die Szene

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  • Maria Stefan, Vizepräsidentin der Sporting Goods Manufacturers Association, und Dave Morgan von Target informierten deutsche INTERSPORT-Kolleginnen und -Kollegen ausführlich über Trends am Markt und über die Zukunftsperspektiven der Branche in den USA

  • Die Super Show in Las Vegas ausführlich präsentiert

Für die meisten europäischen Sportfachhändler ist und bleibt der US-Markt und seine Gepflogenheiten ein Buch mit sieben Siegeln. Ab und zu öffnet sich allerdings ein Kapitel. Dann sind Trends aus den USA in Europa angesagt: Snowboard oder Kickboard. Inlineskaten und Wellness ebenfalls. Jahrelang bestimmten US-Sneakers die europäische Szene. Nike ist nach wie vor dabei, das Unternehmen aus den USA, dessen Weltmarktführer-Strategien in vielen Bereichen für europäische Sportfachhändler nur schwer verständlich sind. Nikes Weg vom größten Sportschuhhersteller der Welt zum größten Sportartikelhändler der Welt hat dabei viel mit den Besonderheiten des heimischen Marktes zu tun.

SGMA-Vizepräsidentin Maria Stefan und Dave Morgan, Inhaber der Marketingagentur Target in New York und früherer adidas-USA-Spitzenmanager, nutzten einen Besuch von INTERSPORT-Fachhändlern in New York dazu, in New York dazu, den Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland bei einem Dinner im berühmten Cafe Centro in der Central Station in New York die Besonderheiten des Sportartikelmarktes in den USA zu erklären. Dazu gehören die Struktur seiner Fachmessen, wie beispielsweise der Super Show in Las Vegas oder früher in Atlanta, und die Art und Weise, wie sich Amerikaner für Sport begeistern oder durch die Medien begeistern lassen. Siehe Superbowl oder die Rennen von Indianapolis.

Dabei nutzten die Gastgeber aus den USA im Gespräch bereits die Erfahrungen, die die deutsche Gruppe beim Gang durch die New Yorker Fachgeschäfte von Nike Town über den NBA Store, The Sports Authority, Athletes Foot, Modells, Dr. Jays bis hin zu Paragon oder zum Super Runners Shop im World Trade Center gemacht hatte.

Dave Morgan zog zunächst die neuesten Zahlen aus dem amerikanischen Arbeitsministeriums hinsichtlich der Preisentwicklung am Sportartikelmarkt aus seiner Tasche. Die Preise für Sportartikel und Sportmode in den USA erholen sich im Augenblick wieder leicht von ihren Tiefständen im letzten und vorletzten Jahr. Mit den Wachstumsraten des allgemeinen US-Verbraucherpreis-Indexes können sie nicht mithalten. Denn der stieg um 3,5 Prozent. Profit erzielen die US-Kollegen am Markt nur dadurch, daß bei Einkauf, Lagerumschlag und Betriebsausgaben der harte Rotstift regiert. Lagerumschlag und Einkauf sind dabei Garanten für Profit.

Die neuesten Zahlen, die "Superstudy of Sports Participation" 2000, die die SGMA sponsert und die American Sports Data durchführt, lassen aufhorchen. So das Urteil der Fachleute aus Deutschland zu diesem "trendigen" Zahlenwerk.

Jugend verliebt sich in neue Sportarten

Nach Meinung von Maria Stefan und Dave Morgan zeigen die Ergebnisse der Studie einen deutlichen Wandel in den sportlichen Gewohnheiten der US-Jugend. Angesagt sind bei den Kids, Teens und Twens Snowboarding, Skateboarding und Wakeboarding. Deutlich auf dem absteigenden Ast sitzen Schießen, Jagen und Fischen, Teamsportarten sind nur mäßig nachgefragt. Die Fitnessaktivitäten zeichnen ein verschwommenes Bild.

7,2 Millionen Amerikaner sind aktive Snowboarder. Ein Anstieg um 51,2 Prozent. 11,6 Millionen schwören auf Skateboarding. Ein Wachstum um 49,2 Prozent und 3,6 Millionen Youngsters stehen auf Wakeboarding, ein Anstieg um 32,3 Prozent.

Nach Expertenmeinung sind bei der US-Jugend Sportarten "echt super", die durch ihren ultimativen Kick den Adrenalin-Ausstoß im Körper und damit das Glücksgefühl, "bis an die Grenze gegangen zu sein", steigern. Dazu zählen: Freeclimbing, Kletterwand- oder einfach nur Wandklettern. 6,1 Millionen Amerikaner finden das toll. Eine Steigerung von 27 Prozent.

6,2 Millionen Amerikaner schwören auf "Elliptical motion trainers", ein Wachstum von 21,6 Prozent, 3,8 Millionen auf Fast-Pitch-Softball (+ 18,1 Prozent), 2,2 Millionen auf Surfen (+ 25,6 Prozent), 6,7 Millionen auf Fitnessgymnastik (+ 27,3 Prozent) und 2 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner sind aktive Schneeschuhläufer. Eine Steigerung von 17,8 Prozent gegenüber dem Jahr 1999.

Der Inlineskateboom erreichte seit seinem Entstehen in den späten 80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts 1998 mit 32 Millionen aktiven Inlinern in den USA seinen Höhepunkt, fiel dann 1999 auf 27,9 Millionen, um 2000 mit 29 Millionen stabil zu bleiben. ASD-Präsident Harvey Lauer bestätigt, daß der Kickboardboom in den USA den Inlinern nicht die Butter vom Brot nahm. Marktbeobachter hatten das gefürchtet. 13,2 Millionen Kiddies in den USA – ihr Durchschnittsalter liegt bei 13,2 Jahren – schwören auf den bequemen Roller. 80 Prozent sind "Neuzugänge" in Sachen Aktivsport. Für den Sport mit den schnellen Rollen keine Bedrohung.

Interesse am Teamsport sinkt ständig

Im Gegensatz zu den Extremsportarten, die in den USA im Augenblick Konjunktur haben, flaut das Interesse an den klassischen Mannschaftssportarten merklich ab. Die Zahl der aktiven Baseballspieler ging von 16 Millionen im Jahr 1987 auf 10,8 Millionen im Jahr 2000 zurück. Beim Basketball registrierte die Statistik 1987 35,7 Millionen, 1993 42,1 Millionen und 2000 37,5 Millionen aktive Spieler. Softball fiel von 30 Millionen Aktiven 1987 auf 19,6 Millionen im Jahr 2000, Volleyball von 35 Millionen auf 22 Millionen, Football von 20,2 auf 15,4 Millionen.

Die Zahl der Cheerleader stieg aber von 3 Millionen im Jahr 1999 auf 3,3 Millionen im Jahr 2000. Beim Soccer gab es 1999 17,9 Millionen Aktive, 2000 nur noch 17,5 Millionen, bei Rugby stieg die Zahl von 15,3 Millionen 1987 auf 17,7 Millionen im Jahr 2000.

Diese Sportentwicklung in den USA spiegelt eindeutig eine Abwendung der jungen Generation von den klassischen Werten wider, die jede Mannschaftssportart vermittelt: "Zusammenstehen, Teamwork, Charakterbildung (Spiel Fair!) und Wettbewerb in der Gruppe nach festen Regeln." Die US-Jugend von heute prägt unter anderem rücksichtsloser Individualismus, Entfremdung im Milieu, Herausforderung an das eigene Ich und Aggressionen, die sich gegen sich selbst richten. Abgesehen vom Roller-Boom spiegeln alle anderen Extremsportarten diese geänderte Grundstimmung der Jugend wider. Der Sporthandel in den USA berücksichtige diese Trendwende, wenn er sich in seinem Geschäft eindeutig an eine junge Zielgruppe wendet.

Für die Händler aus Deutschland gab es von Maria Stefan und Dave Morgan noch einige andere interessante Marktzahlen: die Zahl der aktiven Hobbyfischer und Angler sank in den USA seit 1987 um 20 Prozent auf 54,8 Millionen. Die Zahl der aktiven Bogenschützen ging um 12,8 Prozent auf 6 Millionen zurück. Bei den Soft- und Hardcore-Aerobic-Fans gibt es Verluste von 15,8 Prozent auf 9,8 Millionen und 10,7 Prozent auf 5,6 Millionen Aktive. Die Zahl der aktiven Tennisspieler sackte von 21,1 Millionen im Jahr 1987 auf 16,5 Millionen im Jahr 2000 ab, die Zahl der Tischtennisspieler von 20 Millionen auf 13 Millionen, dagegen stieg die Zahl der Pool-Billard-Spieler von 35,2 auf 37,4 Millionen Aktive und die Zahl der Bowler kletterte von 47,8 Millionen auf 53,8 Millionen. Die Zahl der Golfer nahm von 26,2 Millionen auf 30,3 Millionen zu und die Zahl der Camper von 50,3 auf 51,6 Millionen.

Die Zahl der alpinen Skifahrer sank von 17,6 Millionen im Jahr 1987 auf 13,8 Millionen 1999, um 2000 wieder 14,7 Millionen zu erreichen. Die Zahl der Langläufer von 8,3 Millionen auf 4,6 Millionen Aktive. Die Zahl der Wasserskifahrer stieg nach einem Absinken von 19 Millionen im Jahr 1987 auf 9 Millionen im Jahr 1990 wieder leicht auf 10,3 Millionen. 17,4 Millionen Amerikaner schwören aufs Eislaufen. Die Zahl der aktiven Freizeitschwimmer reduzierte sich leicht von 95 auf 93 Millionen, die Zahl der Walker von 84 auf 82 Millionen Aktive. Nach wie vor fahren pro Jahr 7,8 Millionen Amerikaner aktiv Mountainbike. Die Zahl der Reiter bleibt mit 16,9 Millionen konstant.

Fitnessmarkt ändert sich stark

Für die deutschen Kollegen interessant zu hören waren die Anmerkungen der US-Marktforscher der SGMA in Sachen Fitness. So sank die Zahl der Fitness-Runner und Jogger in den USA von 37 Millionen im Jahr 1987 auf 33,6 Millionen im Jahr 2000. Die Zahl der Fitness-Schwimmer von 16,9 Millionen auf 14 Millionen, die Zahl der Fitness-Walker stieg allerdings von 27 auf 36,2 Millionen Fans. Die aktiven Anhänger von Tai Chi und Joga stiegen von 6,4 Millionen 1999 auf 7,4 Millionen im Jahr 2000, die Zahl derer, die auf dem Ergometer trainieren, fiel von 30 auf 28 Millionen, die der Laufbandfans von stieg 4 Millionen im Jahr 1987 auf 40 Millionen im Jahr 2000, die Zahl der Fitnesstreppensteiger per Maschine fiel von 22 Millionen 1993 auf 15,8 Millionen im Jahr 2000. Die Zahl der Fitnessruderer sank von 14,4 Millionen 1987 auf 6,2 Millionen im Jahr 2000 und die Zahl der "Bauchtrainer" stieg von 17,1 Millionen im Jahr 1999 auf 18,1 Millionen im Jahr 2000.

Alles in allem, so die Ergebnisse der Sportstudie, die die deutschen Fachhändler in den New Yorker Geschäften im Angebot und in Mark/Euro und Dollar bewerten konnten, üben insgesamt 50 Millionen Amerikaner über sechs Jahren mehr als 100mal pro Jahr eine der genannten Sportarten aktiv aus. Diese Zahl bleibt schon seit einigen Jahren konstant. Nach der neuesten Studie stieg die Zahl die Mitglieder in Fitnessclubs von 30,6 Millionen im Jahr 1999 auf 32,8 Millionen im Jahr 2000. 5,3 Millionen Amerikaner oder 29 Prozent mehr als 1999 ließen sich 2000 von einem persönlichen Fitnesstrainer beraten und betreuen.

Interessant dabei zu beobachten, daß Fitnessclubs und der eigene Fitnesstrainer deshalb in Mode sind, weil sich die wenigsten Fitnessbegeisterten in den USA selbst motivieren können, ihren Körper anzustrengen, ja in manchen Fällen auch zu quälen. Deshalb suchen diese Fitnessbegeisterten während ihres Trainings beständig Anerkennung von außen oder Bestätigung durch "Leidenstausch" mit anderen.

Sporteum soll ein B2B-Schlager werden

Maria Stefan, die den Gästen aus Deutschland auch ausführlich die Entstehung der SGMA Super Show und ihren Einfluß auf den amerikanischen und internationalen Markt erläuterte, lockt die internationale Beschaffungsgemeinde mit einem neuen B2B-Portal, das nach seinem Bau ein sprachunabhängiges Ordern in allen Teilen der Welt ebenso erlaubt wie einen raschen Austausch von Erfahrungen und Gütern. Entwickelt wird es im Auftrag der SGMA, die damit auch die weitere Internationalisierung ihres Verbandes und seiner Aktivitäten vorantreiben will.

Ausführlich informierte Maria Stefan auch darüber, daß die Bedeutung des Geschäfts vom Hersteller zum Endverbraucher in den USA zunehmen werde. Allerdings sind hier die Erwartungen an die Möglichkeiten zugunsten einer Mischung des Angebots aus virtuellen und stationären Elementen im jeweiligen Geschäft und am jeweiligen Standort deutlich zurückgeschraubt worden.

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