Juniorenkreis


Juli 2000

Berlin - Ein Standort, der es in sich hat

INTERSPORT-Juniorenkongress und INTERSPORT-Studienfahrt in Berlin war ein voller Erfolg

INTERSPORT-Juniorenarbeit bewährt sich seit Jahren immer wieder neu

jun_2000.JPG (24617 Byte)

Berlin - Mehr als 150 junge Unternehmerinnen und Unternehmer und solche, die es im INTERSPORT-Verbund einmal werden wollen, nahmen in diesem Jahr wieder am traditionellen INTERSPORT-Juniorenkongress teil, der diesmal in Berlin stattfand. Verbunden mit diesem Kongress, der vom Arbeitskreis der Junioren, von Juniorenbetreuer Ralf Karnowsky und INTERSPORT-Direktor Heinz-Peter Schmidt aus Köln wieder hervorragend vorbereitet wurde, war gleichzeitig die Studienfahrt der Junioren, die ebenfalls Berlin als Sporthandelshauptstadt Deutschland zum Ziel hatte. Bei dieser Studienfahrt, deren berlin-fachlichen Teil INTERSPORT-Profimarkt-Experte Joachim Hübner vor Ort aussagestark vorbereitet hatte, besichtigten die INTERSPORT-Junioren Fachgeschäfte, die Mitglieder des Verbunds betreiben, sowie die verschiedenen Angebote der Mitbewerber am Platz Berlin, der sich ja als sehr umkämpft erweist. Abgerundet wurden Kongress und Studienfahrt mit Diskussionen im Sportausschuss des Deutschen Bundestages, mit einem brillanten Vortrag des Berliner Einzelhandelschefs Nils Busch-Petersen, mit Diskussionen mit der Führungsspitze des Deutschen Sportbundes unter seinem Geschäftsführer Dr. Wulf Preising sowie mit einem jungen und spritzigen Unterhaltungsprogramm.

Besondere Aufmerksamkeit fanden auch die Beiträge der eigenen Junioren. So beschäftigte sich Raoul Barthel aus Dresden mit dem Thema "Wie hat sich der Sportfachhandel in den neuen Ländern entwickelt. Aufgezeigt am Beispiel des Standorts Dresden". Peter Vogl aus Lörrach stellte sich die Frage "Wie kann ich durch Events meinen Kundenkreis vergrößern" und Finn Teichmann aus Kappeln beschäftige sich mit den Problemen "Wie kann ich - speziell in Uni-Städten - Sportstudenten als Mitarbeiter gewinnen und welche Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten stehen dem Einzelhandel zur Verfügung. Aufgezeigt am Beispiel des Bildungszentrums in Springe". Darüber hinaus instrumentalisierte Thomas Wilken vom Kontor 21 in Hamburg das Problemfeld "Sport und Umwelt" und Peter Wehr von SportOrt Marketing Essen vertiefte sich in die Fragestellung "Wie Trends zu neuen Sportarten werden".

INTERSPORT-Vorstand Hartmut Fröhlich hieß alle Teilnehmer an Kongress und Studienfahrt in Berlin herzlich willkommen und zeigte sich erfreut über die gute Arbeit der Junioren, die diese selbst in eigenen Arbeitskreisen und in eigener Regie erfolgreich gestalten. Gerade diese Arbeit zeige, so Fröhlich, die Lebendigkeit des gesamten Verbunds und die gute und fachgerechte Einbindung der kommenden Unternehmergeneration in Strategie und Philosophie der Verbundgruppe.

Hauptstadt wird vom Einzelhandel überschwemmt

Die Bundeshauptstadt Berlin, so Nils Busch-Petersen in seinem vielbeklatschten Grundsatzreferat zum Thema Einzelhandel in Berlin, werde seit dem Mauerfall von Einzelhandelsflächen geradezu überschwemmt. Auch der Sportfachhandel mache hier keine Ausnahme. Grund dafür seien allerdings viele falsche Marktprognosen. Deshalb gebe es heute in Berlin im Einzelhandel aller Kategorien einen gnadenlosen Verdrängungswettbewerb, der geradezu zu eruptiven Veränderungen der augenblicklichen Berliner Einzelhandelslandschaft führe. Denn in den fünf Jahren zwischen 93 und 98 sei der Einzelhandelsumsatz in Berlin nicht gestiegen, sondern um rund 17 Prozent gefallen. Gleichzeitig stieg aber die Verkaufsfläche um 22,7 Prozent. Deshalb ist der Umsatz pro Quadratmeter um fast ein Drittel, nämlich um 32,4 Prozent eingebrochen. Gleichzeitig stieg aber die Zahl der Verkäuferinnen und Verkäufer um 54 Prozent.

"Dennoch", so resümierte Nils Busch-Petersen, ist Berlin weiter ein hochdynamischer und interessanter Handelsstandort, wenngleich der sogenannte solide Mittelstand in der Bundeshauptstadt fehle.

"Beim fliegenden Start in Richtung Hauptstadt", so der Berliner Einzelhandelsexperte, der auch schon Gast einer VDS-Jahresversammlung war, vor den jungen Unternehmern des INTERSPORT-Verbunds, "haben wir uns alle verschätzt. Wir dachten, Berlin würde sich innerhalb kürzester Zeit zu der Boomtown Deutschlands schlechthin entwickeln, weil dieser Annahme die falsche Prognose zugrunde lag, dass im Jahr 2010 in Berlin fünf Millionen Menschen leben würden. Bis heute leben aber nur 3,4 Millionen in der Stadt und bis 2010 schätze man jetzt die Einwohnerzahl realistischer auf 4 Millionen. Im Einzelhandel Berlins gibt es jetzt 4,2 Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche, aber für 400 000 Quadratmeter davon ist keine Kaufkraft in der Bevölkerung vorhanden. Zumal neben den 36 neu entstandenen innerstädtischen Einkaufszentren in 12 außerstädtischen nocheinmal 440 000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche zur Verfügung stehen."

Der geschickten Politik des Berliner Einzelhandelsverbandes sei es zu verdanken, dass sich bisher in der Stadt noch kein Factory Outlet Center angesiedelt habe. "Aus Sicht des Handels", formulierte Nils Busch-Petersen, ist die Ansiedlung von FOC’s eine reine Standort- und keine Charakterfrage. Deshalb halte ich es für völlig zwecklos, eine Betriebsform um ihrer selbst willen zu verbieten".

Fünf K’s für den Erfolg

Am zweifellos weiterhin dynamischen Handelsstandort Berlin werde wie auch in anderen Bereichen der Bundesrepublik Deutschland meine fünf K’s für den Einzelhandel eine zentrale Rolle spielen", analysierte Busch-Petersen die momentane Befindlichkeit des deutschen Einzelhandels.

Das erste K ergibt sich aus der Tatsache, dass die deutsche Handelslandschaft zunehmend "koordinatenlos" werde. Bestes Beispiel dafür ist die geplante Abschaffung des Rabattgesetzes. Ein Schritt, der sich, wenn er denn wirklich kommt, verheerend auswirken wird.

Das zweite K steht für Kooperation. "2010 wird es kein einziges Einzelhandelsgeschäft in der Bundesrepublik geben, das nicht mit anderen zusammen organisiert ist. Neben der horizontalen Kooperation werde es dabei auch die Kooperation mit Nachbargeschäften in der Form der Werbegemeinschaften geben.

"Kompetenz in Service und Dienstleistung". "Es ist für ein Fachgeschäft tödlich, sich in eine Nische zurückzuziehen, denn eine Nische macht abhängig und ist auch leicht anzugreifen. Zudem hat sich in einer Nische noch nie ein starkes Geschäft entwickelt.

"Kundenorientierung". Nach Busch-Petersen der Maßstab aller Dinge für jedes Fachgeschäft. Der kesse Berliner Verbandsfunktionär, dessen Wort im Deutschen Einzelhandelsverband großes Gewicht hat, hatte dafür vor den Mitgliedern des Juniorenkreises in Berlin auch ein treffendes Beispiel parat aus dem Bereich, der jetzt der hohen Spritpreise wegen in die öffentliche Kritik geraten ist. Bei den Tankstellen, so Nils Busch-Petersen, boome im Augenblick das sogenannte Nebengeschäft. Deutsche Tankstellen haben im letzten Jahr für 13 Milliarden DM allein Lebensmittel umgesetzt. Deshalb sollte bei einer Umfrage geklärt werden, warum denn immer mehr Kunden, neben den 24-Stunden-Öffnungszeiten und den freien Parkplätzen immer öfter bei Tankstellen kaufen. Bei diesem Handelsmonitoring stellte sich heraus, dass das, was der deutsche Kunde an deutschen Tankstellen am meisten schätzt, ausgerechnet die Beratung ist. Eine absurdes Ergebnis auf den ersten Blick, denn kein Tankwart berät beispielsweise einen Kunden beim Kauf eines Tennisschläger. Der Kunde werde jedoch bei diesem Urteil über die Kundenorientierung im Einzelhandel eindeutig durch die großen Imagekampagnen der großen Mineralölgesellschaften, beispielsweise der DEA beeinflusst, die den Eindruck der Beratungsintensität an der Zapfsäule vermitteln sollen.

Als fünftes K seiner K-Reihe des Erfolgs nannte der Chef des Berliner Einzelhandelsverbandes "Kreativität durch Wissen". "Kein Konzept funktioniert auf Dauer. Deshalb sind gerade im Einzelhandel und bei jungen Einzelhändlern Kreative gefragt. Und Kreativität wird auch durch Wissen angeregt. Der INTERSPORT-Juniorenkreis ist ein beredtes Beispiel dafür, wie innerhalb einer der führenden deutschen Verbundgruppen im Sportartikelfachhandel solche Kreativität entwickelt und gefördert wird."

Seitenanfang / Übersicht